Der Islamismus ist eine Ideologie, das Konzept einer Gesellschaftsordnung, deren politische, wirtschaftliche, soziale, juristische, religiöse und kulturelle Grundlage der Islam bildet. Diese Gesellschaftsideologie wird von ihren Anhängern als Gegenentwurf zu den beiden großen Welt- ideologien Kapitalismus/ westliche Demokratie einerseits und Sozialismus/ Kommunismus andererseits verstanden. Letzteren gemeinsam ist ihre materialistische, also nicht auf einer Religion basierende Konstitution. Darin liegt der Kern des von Vertretern islamistischer Gesellschafts- konzepte unterstellten unlösbaren Widerspruchs, der Antagonie der Systeme. In diesem Kontext sind die Aufklärung und die Französische Revolution von 1789 die neuralgischen Punkte aller islam- istischen Bewegungen. Zur Abwehr analoger säkularer Entwicklungen innerhalb der islamischen Gesellschaften greifen islamistische Agitatoren auf europäische christliche und rechtsextremistische antisemitische Stereotype zurück und vermischen diese mit einer auch in islamischen Quellen zu findenden religiös begründeten Judenfeindschaft. „Die Juden als geheime Macht“, die hinter der Aufklärung und der Französischen Revolution stehen mit dem Ziel, „die Weltherrschaft zu erlangen“ ist der Kern der islamistischen Ideologie. Aktuelle Beispiele dafür sind der Stand der Islamischen Republik Iran auf der Frankfurter Buchmesse, an dem antisemitische Hetzschriften wie die „Protokolle der Weißen von Zion“ verkauft wurden, und eine Rede des Iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad auf einer Konferenz unter dem Titel „Eine Welt ohne Zionismus“. An ihr nahmen u.a. Vertreter der Hamas und des Islamischem Jihad teil und Ahmedinejad erklärte, Israel „müsse von der Landkarte getilgt werden“.
Nach dem Niedergang des Sozialismus/Kommunismus sieht sich das „islamische Gesellschaftsmodell als einzig verbliebene Alternative zu dem als „dekadent und im Untergang“ begriffenen Weltimp- erialismus unter Führung der USA. In diesem Kontext muss der kapitalistische jüdische Staat Israel als „säkularer Stachel in der islamischen Welt“ bekämpft werden. Der Antisemitismus und aktuell auch der Antiamerikanismus sind somit essentielle Elemente des Islamismus geworden. Sie haben im Kern nichts mit dem Kolonialismus, Israel oder mit der us-amerikanischen Dominanz in der Welt nach 1945 zu tun. Dennoch vermögen die Islamisten daraus ihr propagandistisches Kapital zu schlagen.
Die Referentin Claudia Dantschke arbeitete als Fremdsprachenredakteurin in der arabischen Redaktion der Nachrichtenagentur ADN der DDR. Seit 1993 ist sie als freie Journalistin für die deutsch-türkische Fernsehanstalt AYPA-TV in Berlin tätig und schreibt zu den Themen Migration, Islam und Islamismus. Gemeinsam mit Eberhard Seidel und Ali Yildirim verfasste sie die im Sep- tember 2000 veröffentlichte Broschüre „Politik im Namen Allahs – Der Islamismus, eine Heraus- forderung für Europa“. Seit Dezember 2001 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin des Zentrum Demokratische Kultur (ZDK) in Berlin und war u. a. Sachverständige der SPD-Fraktion bei der öffentlichen Anhörung des Bundestagsinnenausschusses im September 2004 zu Fragen der Integration von Muslimen und des Einflusses islamistischer Gruppierungen. Im Jahr 2002 untersuchte sie im Rahmen einer Kommunalstudie des ZDK „Demokratiegefährdende Phänomene und Möglichkeiten der Intervention im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg“ und im Jahr 2003 führte sie eine weitere Kommunalstudie im Berliner Bezirk Mitte-Tiergarten-Wedding durch. Schwerpunkte dieser Studien sind die Themenfelder Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und Islamismus.