Böse Israelis, gute Palästinenser.

Zur Propagandaschau im Gemeindehaus Lamm

Die Ausstellung ‚“Palästina, Alltag unter Besatzung“ (www.photoausstellungpalaestina.de) wird im Rahmen der evangelischen Friedensdekade im November 2006 derzeit in Tübingen gezeigt. Allein schon die Tatsache, dass diese Ausstellung aus dem Jahr 2004 stammt und der Gazastreifen seit über einem Jahr geräumt ist und keine Aktualisierungen in der Ausstellung vorgenommen worden sind, zeigt die höchst fragwürdigen Motive der Ausstellung: Es geht vor allem um eine scharfe Propaganda gegen Israel, die mit Stereotypisierungen, Verdrehungen von Tatsachen, Lügen und gezieltem Weglassen von Informationen arbeitet, damit die Palästinenser als gute Opfer und die Israelis als böse Täter erscheinen. Dies geschieht unter dem Deckmantel des Einsatzes für die Menschenrechte. Die Ausstellung ist eine Propagandaschau, weil

– das bewusst falsche Geschichtsbild der Ausstellung die historischen Tatsachen der Staatsgründung Israel auf der Grundlage des UN-Teilungsplans 1947 infolge des Holocausts vollkommen ausblendet. Auch der wachsende europäische Antisemitismus, der seit 1900 zu einer verstärkten Einwanderung von Juden in den Nahen Osten geführt hat, wird ignoriert. In der Ausstellung wird der UN-Teilungsplan scharf kritisiert und implizit abgelehnt, den die Mehrheit der UN-Mitglieder einschließlich der Sowjetunion 1947 zustimmt haben, während sie sich an anderer Stelle ständig auf UN-Resolutionen berufen, wenn diese sich gegen Israels Politik richten. Anscheinend geht die Ausstellung opportunistisch mit UN-Beschlüssen um. Dass Israel seit der Staatsgründung vier Verteidigungskriege (1948, 1956, 1967, 1973) gegen die Angriffe seiner arabischen Nachbarn führen musste, wird auch geleugnet und der Sechstagekrieg 1967 sogar zum israelischen Angriffskrieg („geplanter Überraschungsangriff“) umgelogen.

– Konsequenterweise taucht in der Ausstellung eine „Zwei Staaten-Lösung“ auch nicht auf, d.h. das Existenzrecht Israels wird über das beschriebene Geschichtsbild in Frage gestellt. Diese Positionen sind übrigens identisch mit denen der radikal-islamistischen Hamas.

– die Propaganda setzt sich in der Ausstellungstafel „Widerstand“ fort. Die Propaganda-Bilder täuschen einen ungleichen Kampf von zivilen Palästinensern gegen israelisches Militär vor. Über fünfzig Selbstmordanschläge mit 1000 toten Zivilisten in Israel von palästinensischen Terrororganisationen seit der Intifada im Jahr 2000, der Dauerbeschuss mit Tausenden von Kassam-Raketen in den letzten Jahren aus dem Gazastreifen auf Israel oder die radikal-antisemitische Propaganda in den palästinensischen Medien und Schulbüchern (siehe die Übersetzungen bei http://www.memri.de; http://www.pmw.org.il) bleiben unerwähnt.

– Israel wird an zahlreichen Stellen dämonisiert, z.B. werden in den Bildserien hauptsächlich Kinder gezeigt, die vermeintlich von israelischen Soldaten angegriffen oder verletzt wurden. Die israelische Soldaten werden generell als grausame Verfolger und die Palästinenser pauschal als arme, wehrlose und unschuldige Opfer dargestellt. Die gezielte Instrumentalisierung von Kindern soll Emphase für den palästinensischen Kampf evozieren hier tritt der Propagandacharakter der Ausstellung angesichts der Anschläge von Hamas, Djihad, Al Aksa-Brigaden u.a. besonders deutlich hervor.

– Aus der vorläufigen Sperranlage, diese besteht aus einem Sicherheitszaun und an Stellen, an denen häufig in israelische Siedlungen geschossen wurde, zu 10% aus Mauern, und stellt nicht die endgültige Grenze Israels dar, wird in der Ausstellung eine 200 km lange Mauer. Zu dieser Falschinformation passt die Tatsache, dass der einzige Grund des Sicherheitszauns, die erfolgreiche Abwehr von palästinensischen Suicidbombern seit 2002, in dieser Ausstellung selbstverständlich unerwähnt bleibt.

– Zur Darlegung des Lebens in den Gebieten der Autonomie Behörde müsste auch erklärt werden, dass die prekäre Lage in den palästinensischen Gebieten nur teilweise durch Israel, vielmehr aber durch jahrzehntelange Korruption und die Fixierung auf islamistische- und Widerstandsideologie verursacht ist. Diese richtet sich nicht nur gegen Juden, sondern auch gegen Schwule, Frauen und vermeintliche Kollaborateure in der palästinensischen Bevölkerung. Systematisch wird deren Leiden in der Ausstellung unterschlagen. Genau wie die Situation der Opfer der benachbarten autoritären, arabischen Regimes.

Von dem Hauptveranstalter, dem Arbeitskreis Palästina, oder der „Menschenrechtsaktivistin“ Felicia Langer, die bei einer Begleitveranstaltung spricht, ist nichts anderes als antizionistische Kampagnen gegen Israel zu erwarten, sie schreckten in der Vergangenheit auch zuweilen vor Antisemitismus wie Delegitimierung und Dämonisierung Israels in Buchtexten und durch die Boykott israelischer Waren seit 2002 nicht zurück.

Mehr als problematisch ist es jedoch, wenn sich seriöse Institutionen wie die evangelische Stiftkirchengemeinde, die beiden konfessionellen Hochschulgemeinden und die GEW vor den Karren dieser antiisraelischen Propagandaschau spannen lassen und deren Tübinger Präsentation auch noch aus öffentlichen Mitteln des Landes Baden-Württemberg und der Universitätsstadt Tübingen finanziert wird. Was im evangelischen Gemeindehaus Tübingen am prominenten Marktplatz gegen Israel derzeit gezeigt wird, hat mit einer christlichen Friedensdekade, die doch für den Frieden zwischen Kulturen, Religionen und Staaten (auch im Nahen Osten) eintritt, rein gar nichts mehr zu tun. Dass honorige deutsche Institutionen eine antiisraelische Ausstellung unterstützen, die die Bedeutung des Holocausts und des antisemitischen Terrors für die Entstehung Israels und seiner Existenz auf solch fatale Weise ausblendet und zugleich Israel dämonisiert, ist entweder Ausdruck von Unkenntnis der Ausstellungsinhalte oder Ausdruck von Vorurteilen gegen, Israel was nicht zu hoffen ist. Deshalb fordern wir das sofortige Ende dieser Propagandaschau, die antijüdische Ressentiments schürt!

Tübinger Initiative gegen Antisemitismus und Antizionismus

Dieser Beitrag wurde unter TEXTE veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.